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Unterwegs mit dem Hausboot im Seenland
von H.Knaus


Herrliches Wetter bei unserem ersten Törn Ende Mai des letzten Jahres beflügelte uns, den nächsten Törn im gleichen Zeitraum zu starten.
Dass wir, meine Frau und ich, als Naturliebhaber das Mecklenburger Seenland ein zweites Mal mit einem Hausboot erleben wollten, stand nach den vielfältigen Impressionen außer Frage und wir wurden, um es vorweg zu nehmen, auch diesmal nicht enttäuscht.

 

Mecklenburger

Nach Abwicklung von Formalitäten und Zahlung der Kaution im Hafenbüro, konnten wir schon vor der vereinbarten Uhrzeit zur Bootsübergabe mit dem Verstauen unseres Gepäcks an Bord beginnen. Auch die Einweisung in die Technik unserer gewählten kleinen Motoryacht vom Type Marco 860 AK durch einen freundlichen Techniker der Charterfirma erfolgte verständlich und zügig. Dank der Ausstattung von 'Lady Maja' mit Bugstrahler, war die folgende Probefahrt mit Einparkmanöver auch kein Problem. Mit Aushändigung des Charterscheins hieß es bereits eine Stunde später: 'Leinen los!'.


  Die Mecklenburger Kleinseenplatte mit ihren zahllosen Seen, Kanälen, Wasserläufen, Sumpfgebieten, ausgedehnten Wäldern und kleinen Dörfern, war unser erklärtes 'Manövergebiet'. Ziel unseres einwöchigen Törns sollte Lychen sein und auf dem Rückweg war noch ein Abstecher in die Rheinsberger Gewässer geplant.
Intensiver Kontakt mit Fauna und Flora, sowie Ruhe und Abgeschiedenheit, aber auch die Begegnung mit den gastfreundlichen Menschen dieser Region, sind für uns Parameter für einen erholsamen Urlaub.


 

Seenland

Wir verließen bei schönem Wetter die Charterbasis, nördlich von Rechlin gelegen, um über den südlichen Zipfel der Müritz, Kleine Müritz, Müritz-Havel-Wasserstraße, Schleuse Mirow, Zotzensee, Mössensee, Vilzsee in den Zethner See zu gelangen. Unterwegs begleiteten uns zahllose Kanus mit reichlich Bier, Hochprozentigem und gut gelaunten Paddlern jeden Alters an Bord. Christi Himmelfahrt - auch 'Herrentag' genannt, nutzten viele Familien zu einem viertägigen Kurzurlaub mit Kanutour auf der Seenplatte. Vor und in den Schleusen war an diesen Tagen von den Skippern erhöhte Aufmerksamkeit gefordert, denn neben den Yachten und Motorbooten hatte man es mit einem Gewusel von bis zu 60 Kanus zu tun, die in die Schleusenkammern drängten. Ein seitliches Touchieren hätte unweigerlich zum Kentern der Kanus geführt. Hätte vielleicht sogar eine Kettenreaktion ausgelöst. Aber Dank beiderseitiger Rücksichtnahme und den umsichtigen Anweisungen des Schleusenpersonals, verlief alles reibungslos.

 

Hausboot

An den Abenden machten wir in Yachthäfen fest, die an unserer Route lagen und genossen die vielfältige Gastronomie, oder ankerten in einer windgeschützten Bucht. Öffneten eine Flasche Wein zu Spaghetti-Variationen, schauten Graugänsen, Blesshühnern, Haubentauchern, Schwänen, Enten und sogar Kranichen beim Ausführen ihrer Küken zu. Beobachteten den Fischadler beim 'Angeln' und lauschten den Rufen von Kranich und Kuckuck bis mit dem Sonnenuntergang Stille einkehrte.
Erholung pur, wäre da nicht am vorletzten Tag starker Wind aufgekommen, der uns die Rückfahrt aus den Rheinsberger Gewässern über die Südspitze der Müritz in Richtung Heimathafen zum Problem werden ließ.


  Skipper mit Charterschein, zu denen wir ja auch gehören, ist das Befahren der Müritz ab Windstärke 4 nicht mehr erlaubt. Mittlerweile herrschte Windstärke 7! In der Hoffnung, der Wind werde am Abend nachlassen, unternahmen wir den Versuch, den Yachthafen vor Sonnenuntergang noch zu erreichen.
Nachdem wir die Kleine Müritz hinter uns gelassen hatten, wurden wir auf der Müritz von hohen Wellen empfangen, die zunehmend höher wurden. Bei Nordwind und Kurs in Richtung Osten trafen die Wellen unsere 'Lady Maja' seitlich, so dass das Boot heftig zu Rollen begann. Alles was im Boot nicht niet- und nagelfest war, fand sich auf dem Fußboden wieder. Selbst meine Frau saß nun auf dem Boden und hielt sich mit beiden Händen an der Treppe zur Kajüte fest. Als hessische Landeier - solchen Seegang nicht gewohnt - verließ uns der Mut und wir kehrten zum Festmachen und Übernachten in eine ruhige Bucht der Kleinen Müritz zurück.


  Am folgenden, weiterhin stürmischen Morgen, meldeten wir uns per Handy bei der Yachtbasis. Der uns schon vertraute freundliche Techniker kam uns per Auto über Landstraße und Feldwegen entgegen, übernahm das Ruder und brachte Boot und mich sicher und pünktlich zur Bootsrückgabe in den Yachthafen. Dass meine Frau das letzte Stück unseres Törns mit dem Auto des Technikers auf dem sicheren Landweg zurücklegte, war nach dem Erlebnis vom Vorabend verständlich.

  Doch mit wunderschönen Eindrücken und gut erholt sagten wir 'Auf Wiedersehen!' und verließen das Seenland in Richtung Hessen.

H. Knaus